Wie kannst du deine Papageien & Sittiche glücklich machen?

Womit kannst du deine Papageien & Sittiche wirklich glücklich machen? Wie kannst du ihnen ein schönes Leben bei und mit dir schenken? Dies sind Fragen, die uns Vogelhalter immer wieder beschäftigen. Dabei wissen wir, dass wir das Leben in der Freiheit niemals abbilden können. Doch wie glücklich können wir unsere Papageien & Sittiche im Rahmen unserer Möglichkeiten machen? Weiterlesen ...

Weitere Artikel über  Sittich- & Papageien-Haltung findest du hier.

Können wir unsere Sittiche & Papageien glücklich machen?

Das Leben in Gefangenschaft wird für unsere Papageien & Sittiche nie so sein, wie in der freien Wildbahn. Dafür haben unsere Vögel bei uns keine Fressfeinde. Sie müssen keinen Hunger leiden und zum Tierarzt kommen sie auch, wenn sie krank sind. Aber ist das wirklich genug, um unsere Papageien & Sittiche glücklich zu machen?

Was ist Glück überhaupt?

Eine Definition, die mir wirklich gefällt ist:  „Glück ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Leid.“

Dieser kluge Satz stammt übrigens nicht von mir. Ich habe es zwar ein wenig abgewandelt, aber das Originalzitat stammt aus der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahre 1946. Da heißt es: „Die Gesundheit - also statt Glück - ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

Ziemlich dicht dran oder? Nach dieser Definition wäre also Gesundheit fast das Gleiche wie Glück.

Freiheit ist Glück

Ein anderer Ansatz zur Definition von Glück für unsere Papageien und Sittiche ist das Betrachten des Lebens in der freien Wildbahn. Es gilt dann dieses - so gut es eben geht - in der Gefangenschaft nachzubilden.

Natürlich wird es unmöglich sein, unsere Vögel hunderte von Kilometern in riesigen Schwärmen frei fliegen zu lassen. Aber ein bisschen mehr als das was wir jetzt bieten, ist fast immer möglich. Diesen Versuch - dieses Bestreben - uns in Richtung Leben in der freien Wildbahn zu bewegen, nennen wir dann artgerechte Haltung.

Definiert unser Tierschutzgesetz Glück?

Dann gibt es noch unser Tierschutzgesetz. In diesem wird ein Stück weit definiert, was wir unseren Tieren nach dem Gesetz "antun" dürfen. Zur Auslegung des Tierschutzgesetzes für unsere Vögel gilt zusätzlich das „Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien“, zu denen natürlich auch Sittiche gehören.  

Machen Mindestanforderungen glücklich?

Können wir nur aufgrund dieses Gutachtens definieren, wie unsere Haltung aussehen muss, damit unsere Vögel glücklich sind? Ich glaube nicht. Es sind Mindestanforderungen, welche die absolute Untergrenze zu  - aus Sicht des Gesetzgebers - gesellschaftlich untragbarem Tierleid definieren.

Ich denke wir alle wissen, dass der Gesetzgeber das Wohlergehen unserer Tiere nicht gerade üppig definiert. Das sollte also nicht der Maßstab für Halter sein, die ihre Vögel wirklich lieben.  

WAs sind denn die Mindestanforderungen?

Lass uns trotzdem mal eben kurz über das Gutachten reden. Denn viele Papageien- & Sittichhalter kennen und befolgen es leider immer noch nicht. Nach dem Gutachten benötigen Papageien und Sittiche IMMER einen gegengeschlechtlichen, gleichartigen Partner. Also Graupapageien-Männchen zu Graupapageien-Weibchen, Wellensittich-Kerl zu Wellensittich-Mädel usw.

Außerdem sind Mindestgrößen für Käfige festgelegt. Für kleine Vögel - also Wellensittiche, Agaporniden usw. ist eine Grundfläche von mindestens 50 cm Breite x 100 cm Tiefe festgelegt. Das ist für ein Paar. ABER, wenn ein Tier ausnahmsweise alleine sein muss, gilt die gleiche Größe! Nicht kleiner!

Ausreden sind verlockend

Die Ausrede, man kann keinen Partner besorgen, weil man den Platz nicht hat, ist also Unfug 

Wenn man Papageien oder Sittiche im Schwarm hält, kommen für jedes Paar - oder jeden Ausnahmeeinzelvogel - noch einmal die Hälfte hinzu. Also für ein bis zwei Wellensittiche ist die erforderliche Käfiggröße mindestens 50 cm mal 100 cm, für drei bis vier Wellensittiche 75 cm mal 100 cm, usw.

Für mittelgroße Vögel - definiert als Papageien & Sittiche von 25 bis 40 cm Körperlänge - beträgt die Mindestgröße 2 m breit und 1 m tief, und alle Vogelarten, die über 40cm groß sind, bekommen 4 m Breite und 2 m Tiefe.

Und das ist das absolute Minimum! Nicht das rundum glücklich, pumperlgesund-Maß, sondern das Minimum unter dem die Haltung als tierschutzrelevant anzusehen ist. Wenn also dein Vogel noch keinen Partner hat oder seine Behausung unterhalb dieser Maße liegt, dann weißt du, was deine Top-Priorität in diesem Jahr ist. 

Die Mindestanforderungen sind als Antwort auf unsere Frage, was unsere Papageien & Sittiche nun wirklich glücklich macht, nicht annähernd ausreichend.

Was kannst du also tun?

Dein Schritt-für-Schritt-Plan für glückliche Vögel

Unser Ziel für glückliche Vögel sollte ihr vollständiges körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen sein. Als Orientierung schauen wir uns deren Leben in der freien Wildbahn an. Und da sehen wir, dass es unendlich viel gibt, was wir machen können.

Ich weiß, dass dies überwältigend sein kann. Aber das darf nicht der Grund sein, die Flinte ins Korn zu werfen und gar nichts zu machen. Ein guter Plan hilft, dich, dich vor Lähmung wegen kompletter Überforderung zu schützen. 

Schritt 1: Ein Brainstorming für glückliche Vögel

Beginne damit, Alles - wirklich Alles - aufzuschreiben, was nötig ist, um eine perfekte Haltung für deine Papageien oder Sittiche darzustellen. Also mehr Platz, UV-Licht, hohe Luftfeuchtigkeit, Partner - besser noch Minischwarm -, körperliche Beschäftigung, geistige Beschäftigung, Fitness, Ernährung, Gesundheit - Vorsorge, Vermeidung & Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen.

Hier ist ein richtiges Brainstorming gefragt. Lass deine Gedanken fließen und schreibe alles auf - ohne Wertung - was dir einfällt. In diesem Schritt macht es nichts aus, ob deine Ideen möglich oder unmöglich sind. Es geht nur darum, alles zu sammeln. Wenn du dem Ganzen ein bisschen Zeit widmest, kommen dir bestimmt eine Menge Ideen.

Schritt 2. Große Themen aufgliedern

Jedes dieser Themen hat natürlich noch lauter Unterthemen. Es gibt so viel, was du tun kannst. Schreibe alle Unterthemen auf. Dann gehe weiter in die Tiefe und schreibe die Unter-Unterthemen auf.

Du kannst übrigens ein solches Brainstorming in regelmäßigen Abständen wiederholen. Ich empfehle, ein Mal im Jahr.

Je nachdem, was du bereits umgesetzt UND in der Zwischenzeit dazugelernt hast, wird diese Liste jedes Mal anders aussehen.

Schritt 3. Sortieren & priorisieren

Wenn du deine erste Liste erstellt hast, dann unterteilst du im nächsten Schritt alle notierten Punkte in die Kategorien: machbar, nicht machbar und vielleicht machbar.

Innerhalb der Kategorien sortierst du alle Einträge von große Wirkung bis kleine Wirkung. Schließlich kannst du unmöglich alles auf einmal machen. Also fängst du am besten mit den machbaren Dingen an, die die größte Wirkung für deine Vögel haben. Logisch oder?

Schritt 4. Plane dein erstes Projekt

Suche dir von den machbaren Dingen mit größter Wirkung das Beste oder das, worauf du am meisten Lust hast, als dein erstes Projekt aus. Das unterteilst du dann in so kleine Schritte wie möglich. Das bewahrt dich davor, dich völlig überwältigt zu fühlen. Anschließend planst du die Umsetzung deines Projektes, indem du dir für jeden Tag, jede Woche, jedes Wochenende einen oder mehrere dieser kleinsten Punkte zur Erledigung vornimmst.

Die Effektivität dieser kleinteiligen Planung und Umsetzung deines Projekts wird dich überraschen. Du erstaunt sein, wie schnell du vorankommst, ohne den Mut zu verlieren, selbst wenn du nur fünf Minuten am Tag investieren kannst. Deine Vögel werden es dir danken.

Wenn du Hilfe bei der Umsetzung möchtest, dann suche dir Mitstreiter. Gemeinsam ist es leichter, Dinge umzusetzen und am Ball zu bleiben. Du kannst auch Divis-Mitglied werden. In den wöchentlichen Sprechstunden helfe ich dir, Lösungen für die individuelle Umsetzung deiner Projekte zu finden. Und in der Dazugehörigen Community feuern sich alle Mitglieder gegenseitig an und helfen einander.

Fange heute an!

Deine Hausaufgaben - wenn du Lust darauf hast - ist dein Projekt in die Kommentare zu posten. Sag mir, was du vor hast und wie du es umsetzen wirst. Das Aufschreiben wird dich auch motivieren, anzufangen und dein Projekt tatsächlich durchzuziehen. Ich bin sehr gespannt darauf, was du mir erzählst.