Ego - wir alle haben es. Wie wir damit umgehen, beeinflusst maßgeblich wie viel Kontrolle wir über unser Leben haben. Es bestimmt auch, wie wir im Leben, in unseren Beziehung und insbesondere mit unseren Papageien & Sittichen klar kommen.
Vielleicht hast du schon mal den Spruch gehört: „Ego gets in the way of good business“. Also in etwa: Ego kommt guten Geschäften in die Quere. Wobei Geschäfte nicht unbedingt immer Geschäftliches sein müssen. Geschäfte können Beziehungen sein, Fähigkeiten, die du erlernen möchtest, oder auch einfach dein Potential glücklich zu sein. Dein Ego schränkt dich ein und hindert dich daran, dein höchstes Potential zu erreichen.
Bevor ich hier tiefer einsteige, ein kurzer Hinweis: Wenn du diesen Podcast anschließend gerne als Text lesen möchtest, dann kannst du das auf meiner Webseite unter podcast.dievogelschule.com machen. Wenn du mehr über deine Papageien & Sittiche lernen und umsetzen möchtest, dann kommt doch in meine Divis-Mitgliedschaft, dem Ort, an dem du mir Löcher in den Bauch fragen kannst. Anmeldung und Informationen unter divis.dvs.ac. Und wenn dir mein Podcast gefällt, dann freue ich mich riesig über eine fünf-Sterne Rezension von dir unter sterne.dievogelschule.com Wie immer findest du alle Links auch in den Shownotes zu diesem Podcast unter podcast.dievogelschule.com
Weiter geht‘s mit dem Thema wo kommt dein Ego dir und deinen Papageien & Sittichen in die Quere?
Ego als Selbstbild
Ich möchte heute mit dir Ego als Selbstbild und als Selbstwertgefühl und dessen Relevanz für dich und deine Vögel erkunden. Dein Ego als Selbstbild, ist was du glaubst, wer du bist. Aber dieses Selbstbild besteht leider nicht aus der objektiven Realität, von dem was du wirklich bist, sondern aus vielen, vielen Puzzlestücken, die du von frühester Kindheit an zusammengefügt hast. Das hört sich vieleicht erst einmal verwirrend an. Aber ich gebe dir mal ein paar Beispiele, wie das funktioniert und wie es dich beeinflussen kann.
Wenn du zum Beispiel irgendwann einmal von deinen Eltern, oder Lehrern gesagt bekommen hast, dass du so ein nettes Kind bist - dann kann das Teil deiner Identität werden. Und das bedeutet, dass es dir schwer fallen kann, dich zu wehren, jemandem den Marsch zu blasen. Also zum Beispiel, wenn du beim Tierarzt bist und du hast ein ungutes Gefühl, fällt es dir schwer, dich hinzustellen, etwas zu sagen, den Vogel einzupacken und zu gehen. Weil, das wäre ja nicht nett. Passt also nicht zu deinem Selbstbild. Und das ist ein wirklich reelles Problem. Es gibt ja bei Papageien und Sittichen leider sehr häufig fehlbehandlungen weil der Tierarzt nicht vogelkundig war. Das kann wirklich katastrophale Folgen für deinen Vogel haben. Und wenn ich dann mit den Haltern anschließend darüber rede, höre ich sehr oft, dass sie wussten, dass da was nicht stimmt, aber sich nicht getraut haben, etwas zu sagen.
Es kann natürlich auch das komplette Gegenteil passieren. Wenn nämlich solch ein Spruch abgelehnt wird. Dann könnte es sein, dass du dich als nicht nett identifizierst. Als jemand, der überall aneckt. Das bereitet dir dann Schwierigkeiten in Situationen, die kooperatives Verhalten erfordern. Zum Beispiel, wenn du deine Vögel beim Amt anmelden willst und Unterlagen fehlen. Wenn du dich in solch einer Situation kooperativ verhältst, hast du eine viel bessere Chance, gemeinsam eine Lösung zu finden, als wenn du auftrittst wie Dschinghis Khan.
Selbstbild hilft oder kommt in die Quere
So oder so, wird dir dein Selbstbild in manchen Situationen helfen und in anderen richtig in die Quere kommen. Dabei sind wir weder das Eine oder das Andere. Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen, aber oft reicht es auch, das Messer zu zeigen, anstatt es bis zum Anschlag im Gegner zu versenken. Wir haben ein riesengroßes Spektrum an geeigneten Verhaltensweisen. Aber unser Selbstbild kann uns daran hindern, dieses zu nutzen. Unsere Vorgehensweise wird dann sehr einseitig und nicht besonders effektiv.
Auf unsere Papageien & Sittiche bezogen, kann das bedeuten, dass es dir schwerfällt, Grenzen zu setzen und diese konsequent einzuhalten. Das Resultat sind dann bestenfalls Tiere, die uns ordentlich auf der Nase herumtanzen und schlimmstenfalls massive Verhaltensprobleme, die durch stetes Belohnen von Fehlverhalten entstanden sind. Oder, auf der anderen Seite, kann es dazu führen, dass wir unseren Tieren ständig zeigen müssen „wer Chef ist“, was ganz schlecht für unsere Beziehung ist. Das sind dann Situationen, in denen die Wünsche und Bedürfnisse unserer Tiere fortwährend missachtet werden - mit bittersten Konsequenzen. Zum Beispiel lernt das Tier dann genauso hart mit dem Menschen umzugehen. Es lernt, zu beißen, weil das die einzige Sprache ist, die der Mensch versteht. Oder es zieht sich zurück und fängt an seine Aggressionen gegen sich selbst zu richten. Rupfen oder sogar selbstverletzendes Verhalten können dann die Folgen sein. Oder das Tier gibt völlig auf, sitzt nur noch rum und traut sich nichts mehr. Im Fachjargon heißt das „Erlernte Hilflosigkeit“ und ist eine schwere Verhaltensstörung. Der Aggressor, also der Halter, merkt das traurigerweise noch nicht einmal sondern freut sich darüber, weil er meint, dass sein Vogel in total gern haben muss, weil er sich alles von ihm gefallen lässt. Das Gegenteil ist leider der Fall. Der Mensch ist der Todfeind, gegen den man sich einfach nicht wehren kann.
Beide Extreme - nett oder nicht-nett - sind sehr einseitig - regelrechte Beziehungseinbahnstraße. In dem einen Fall sind deine Vögel die absoluten Chefs und im anderen Fall bist du es. Beides ist aber nicht mit einer optimalen, partnerschaftlichen Beziehung zu vereinbaren.
Beziehung ist ein Tanz
Solch eine Beziehung ist facettenreicher. Sie ist ein Tanz, in dem mal der Eine mal der Andere den Ton angibt. Ein Tanz, in dem man auf die Bedürfnisse des Anderen, aber auch auf seine Bedürfnisse achtet.
Ein anderes Beispiel ist Klugheit. Entweder wurdest du als Kind als eher klug oder als eher dumm einsortiert. Das kann einen großen Einfluss darauf haben, wie du mit Informationen umgehst. Es gibt diesen Spruch: Vier Tierärzte, fünf Meinungen. Und bei Haltern ist es noch viel schlimmer. Es ist also super gefährlich für deine Tiere, wenn dein Selbstbild dir sagt, dass du dumm bist, und deshalb auf den Experten - oder den, der sich als solchen sieht - Selbstbild wieder! - verlässt. Genauso schlimm ist es aber, wenn dein Selbstbild dir sagt, dass du klüger bist als dein Gesprächspartner und du deshalb nicht willens bist, dessen Standpunkt zuzuhören und darüber nachzudenken. Leider scheinen viele Menschen zu glauben, dass Zuhören und Erwägen bedeutet, dass man diesen Standpunkt übernimmt. Aber das ist doch Quatsch. Vielmehr ist es so, dass du keine Entscheidung fällen kannst, wenn du nicht in der Lage bist, alle Sichtweisen diskutieren zu können. Denn das zeigt dir, ob du sie wirklich verstanden hast. Verstehen bedeutet natürlich nicht, dass du dem zustimmst.
Verschiedene Aspekte schaffen neue Sichtweisen
Viele Dinge sind ja auch nicht binär - also nicht schwarz oder weiß. Und wenn du alle Sichtweisen kennst, kannst du dir eventuell aus den verschiedenen Aspekten eine ganz neue Sichtweise schaffen, die besser ist als die Vorherigen.
Du kannst von Jedem etwas lernen und natürlich auch von deinen Papageien oder Sittichen. Lerne, dich zurückzunehmen und zu beobachten. Anstatt zu interpretieren und deine eigenen Gedanken und Ideen auf deine Vögel zu projizieren, still zu werden und zuzuhören. Deine Papageien und Sittiche reden sehr wohl mit dir. Nur eben nicht mir Worten, sondern mit ihrem Verhalten, mit ihrer Körpersprache. Deinen Vögeln hörst du mit deinen Augen zu.
Ein weiterer Aspekt von Ego ist die Notwendigkeit, Verantwortung abzugeben - Im Sinne von: Ich bin‘s nicht schuld, die anderen waren‘s. Bei Papageien- und Sittichhaltern höre ich das ständig: „Mein Vogel macht dies, oder das oder was auch immer.“
„Ich konnte nicht trainieren, weil mein Vogel nicht mitmachen wollte.“
„Ich kann nicht zum Tierarzt weil mein Vogel nicht in die Transportbox geht.“
„Ich kann ihm das Medikament nicht geben, weil er es nicht mag.“
Und so weiter und so fort.
Du bist verantwortlich für alles, was schief geht
Das ist besonders schräg, wenn man mal darüber nachdenkt. Wir kontrollieren jeden Lebensaspekt unserer Vögel: wie sie leben, wo sie leben, was sie zu fressen kriegen, welche Gesellschaft sie haben. Und wir sind hundert Mal größer als sie - je nach Größe des Vogels. Und da versuchen wir tatsächlich unsere Verantwortung an sie abzugeben? Das ist natürlich völliger Quatsch, wenn man mal darüber nachdenkt. Hier gilt es einfach mal für uns die Verantwortung für Alles, wirklich Alles zu übernehmen. Im Business Jargon heißt das „Extreme Ownership“. Das kommt aus dem Bereich der Navy Seals - also einer Elite-Kampfeinheit. Und ich habe das tatsächlich zuerst von meinem damaligen Chef, einem Ex-Marine vor vielen Jahren gehört: „Gratuliere zur Beförderung, du bist jetzt verantwortlich für alles was schief geht.„
Vor ein paar Jahren haben ein paar Ex-Navy Seals dann ein Buch darüber geschrieben, das sofort in die Bestsellerlisten aufstieg, denn dieses Prinzip funktioniert eben nicht nur im Krieg bei Kampfeinheiten, sondern auch irre gut in Unternehmen bei der Mitarbeiterführung - und wird nach diesem Podcast hoffentlich auch bei Papageien- und Sittichhaltern verwendet.
Das Prinzip ist ganz simpel. Schritt 1. Du übernimmst die Verantwortung für alles, was schief läuft. Schritt 2. Du dröselst die Situation der Reihe nach auf, bis du an Dinge kommst, über die du Kontrolle hast, die du ändern kannst. Schritt 3. Du änderst sie.
Beispiel, dein Vogel beißt dich. Schritt 1. Du übernimmst die Verantwortung dafür, dass dein Vogel beißt. Nicht er ist es schuld, sondern du. Schritt 2. Warum, wann, wieso beißt er? Um die Situation aufzudröseln führst du am besten ein detailliertes Beißjournal, dass du nach einigen notierten Vorfällen analysieren kannst. Schritt 3. Was kannst du ändern? Also stell dir vor, du hättest durch deine Analyse herausgefunden, dass dein Vogel aggressiv wird, wenn du einen roten Pullover anhast. Das kannst du ändern. Dafür hast du sogar verschiedene Möglichkeiten. Du kannst den roten Pullover wegschmeißen. Oder, wenn du den roten Pullover anhast, hältst du dich deinem Vogel fern. Oder, du gewöhnst ihn an den roten Pullover. Du weißt nicht wie? Ah, um das kontrollieren zu können, musst du was ändern. Du brauchst du zum Beispiel extra Wissen, dass du dir aneignen musst, oder jemand, der dir hilft. Oder was auch immer. Der Punkt ist, dass du von der Situation, „Mein Vogel beißt mich, mein Vogel ist doof.“ zu einer Situation gelangt bist, in der du nicht mehr hilfloses Opfer bist, sondern der Retter, der die Situation ändern kann.
Dein Ego ist nicht gut oder schlecht
Das waren jetzt nur ein paar Beispiele, aber wenn du über dich nachdenkst, über dein Selbstbild, über dein Ego, dann fällt dir bestimmt noch viel mehr auf. Dein Ego ist nicht gut oder schlecht. Aber es ist nur ein Teil von dir. Leider hat dieses Teil die Macht, deine Handlungsmöglichkeiten enorm einzuschränken. Solange alles gut läuft: wunderbar. Aber wenn manches nicht so ideal läuft, dann möchte ich dir vorschlagen, dass du darüber nachdenkst, was du anders machen könntest, und was dich daran hindert, es zu tun. Lerne also, bewusster mit deinem Ego, deinem Selbstbild umzugehen. Hebel dich aus der Opferrolle und übernimm die Verantwortung für alles was schief geht.
Wenn du deine Gedanken über das Ego teilen möchtest, hast du dazu in der Kommentarfunktion unten auf dieser Seite Gelegenheit.
Ich freue mich, von dir zu hören.
Das war „Besser Leben mit Papageien & Sittichen“ ein Podcast von und mit Ann Castro, www.dievogelschule.com