Die Frage "Was fressen Aras in der freien Wildbahn?" ist der beste Ausgangspunkt für die Erstellung von gesunden Ara-Futter. Wir können daraus auch Rückschlüsse für jedes Sittich- oder Papageienfutter ziehen. Weiterlesen ...
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Die Natur als Vorbild für Ara-Futter
Gute Informationen über Papageienfutter sind schwer zu finden. Viele der Informationen basieren auf Ammenmärchen oder Studien über Nutzgeflügel. Es ist sinnvoller, die Ernährung in der freien Wildbahn zu berücksichtigen.
Was fressen Aras also in der freien Wildbahn? Nun, das ist nicht so leicht festzustellen. Jeder Papageienhalter weiß, dass seine Vögel nur einen Bruchteil der Nahrungsmittel zu sich nehmen, mit denen sie spielen. Aber nur was wirklich im Kropf landet, kann als tatsächlicher Bestandteil der Ernährung angesehen werden.
TIPP
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NUR WAS IM KROPF IST, ZÄHLT FÜR ARA-FUTTER
Um zu untersuchen, was Aras in der freien Wildbahn fressen, muss also der Kropfinhalt analysiert werden. Das ist bei Wildtieren, insbesondere solchen, die vom Aussterben bedroht und artgeschützt sind, sehr schwierig.
Erwachsene Vögel können nur schwer gefangen werden. Vom Aussterben bedrohte Papageien zu töten, nur um an den Kropfinhalt heranzukommen, ist nicht akzeptabel. Ich persönlich finde es auch bei nicht bedrohten Tieren inakzeptabel, aber die meisten Wissenschaftler sehen dies wohl anders.
Anders jedoch ist es mit Ara-Küken, die noch im Nest hocken. Sie werden von den Eltern gefüttert. Aber man kommt man relativ einfach an sie heran, ohne den Vögeln Schaden zufügen zu müssen.
Überraschendes im Kropfinhalt wilder Araküken
Einige Wissenschaftler haben im südostlichen Peru genau solch eine Untersuchung vorgenommen. Um genauere Informationen über die Ernährung wilder Aras zu erhalten, untersuchten sie den Kropfinhalt von zehn wilden hellroten Ara-Küken.
führte zu überraschenden Ergebnissen über Ara-Futter bzw. Küken & Handaufzuchtfutter. Bei den Untersuchungen wurde nämlich festgestellt, dass die gefundenen Bestandteile des Kropfinhaltes zum Teil stark von den gängigen Empfehlungen für Handaufzuchtfutter abwichen.
Textur & Zusammensetzung weicht von Futter für Ara-Küken ab
Zunächst einmal war die Textur viel gröber als die für die Handaufzucht empfohlene. Erde im aufgenommenen Futter diente als Natrium-Lieferant. Dennoch war die Natrium-Menge wesentlich niedriger als in allen Futter-Empfehlungen. Außerdem war das Verhältnis von Natrium zu Kalium nur ein Zwanzigstel von dem, was normalerweise für Küken empfohlen wird.
Die Konzentrationen an Proteinen, Zink, Kalium, Kupfer und Phosphor hingegen entsprach in etwa den Empfehlungen. Fett-, Kalzium- und Magnesiummengen im Kropfinhalt hingegen waren nicht nur höher als in den Empfehlungen, sondern auch höher als in den Futterpflanzen.
Alles in allem gab es also erhebliche Abweichungen in der Ernährung der wildlebenden Küken von den Empfehlungen für Ara-Futter bzw. Papageienküken.
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Wie sollte es weitergehen?
Bei dieser Studie wurde nur eine geringe Anzahl von Küken, in einem kleinen Gebiet und von nur einer Papageienart untersucht. Es ist für die Erkenntnis über artgerechtes Papageienfutter wichtig, diese Art von Studie an einer größeren Anzahl von Papageienküken verschiedenster Arten und Lebensräume durchzuführen.
Es ist ebenfalls von Interesse, zu untersuchen, welche Auswirkungen unterschiedliche Dosierungen der verschiedenen Nährstoffe auf die Entwicklung und die Gesundheit der Küken hat.
Konsequenzen der Studie für Halter und Züchter
Ich denke, man sollte diese Studie zum Anlass nehmen, die Aufzucht von Papageienküken zu überdenken. Bei Naturbruten sollte man den Eltern ein möglichst reichhaltiges Nahrungsangebot zur Verfügung stellen. So wären die Papageien in der Lage, ihren Küken das Futter zu geben, das sie wirklich brauchen und nicht das, was wir Menschen, aufgrund mangelhaften Wissens meinen, was sie brauchen sollten.
Ferner ist dies auch ein weiteres Argument gegen Handaufzucht. Wir sind noch nicht einmal annähernd in der Lage, zu beurteilen, welche Nährstoffe Papageienküken wirklich benötigen. Vielleicht ist falsche Ernährung ein Faktor, warum handaufgezogenen Papageien krankheitsanfälliger sind als Elternaufzuchten.
Auch für die Ernährung von erwachsenen Papageien sollten wir aus dieser Studie Konsequenzen ziehen. Offensichtlich wissen wir nicht, welches Papageienfutter unsere Vögel wirklich benötigen. Eine Pellet-Fütterung ist abzulehnen, da der Mensch hierbei dem Tier vorgibt, was es an Nährstoffen aufnimmt, ohne zu wissen, was das Tier wirklich benötigt. Viel besser ist es, Papageien reichhaltig und abwechslungsreich zu ernähren, sodass die Tiere sich die Nährstoffe nach individuellem Bedarf selbst aussuchen können.
Quelle:
DJ Brightsmith, D McDonald, D Matsafuji, and CA Bailey. Nutritional content of the diets of free-living scarlet macaw chicks in southeastern Peru. J Avian Med Surg, March 1, 2010; 24(1): 9-23.