Die Vergesellschaftung & Verpaarung von Papageien & Sittichen muss jeder verantwortungsbewusste Halter zu irgendeinem Zeitpunkt durchführen. Leider machen Halter dabei häufig Fehler, die zu Stress in der Beziehung zwischen den Vögeln führen.
Wenn die Vergesellschaftung deiner Vögel nicht so gelaufen ist wie geplant, ist nicht alles verloren. Wie du die Beziehung deiner Vögel retten kannst, erfährst du in diesem Artikel. Weiterlesen ...
Weitere Artikel über Sittich- & Papageienhaltung findest du hier.
Warum Vergesellschaften oder Verpaaren?
Das Tierschutzgesetz zusammen mit den Mindestanforderungen des zuständigen Bundesministerium verlangt eine mindestens paarweise Haltung von Papageien & Sittichen. Das bedeutet, dass jeder Halter also seine Vögel verpaaren oder - besser noch - in einem Schwarm vergesellschaften muss.
Diese Worte - also Verpaarung und Vergesellschaftung - werden von jedem ein wenig anders verwendet. Deshalb definiere ich erst einmal kurz wie ich sie verwende, um Missverständnisse zu vermeiden.
Antworten zu deinen Fragen über die Haltung deiner Vögel bekommst du von mir persönlich in der wöchentlichen Sprechstunde für Divis-Mitglieder. Anmeldung hier: Klick
Vergesellschaftung von Papageien zur Paarbeziehung
Die Vergesellschaftung eines Papageis oder Sittichs mit seinem zukünftigen Partner wird häufig als Verpaarung bezeichnet. Das ist in der Regel dein Altvogel. Verpaarung dient dem Zweck einer Paarbeziehung, aber nicht der Zucht.
Eine Verpaarung dient nicht der Zucht!
Weitere Papageien und Sittiche zu produzieren, während wir händeringend nach guten Plätzen für Abgabetiere suchen, ist widersinnig und nicht wirklich hilfreich. Bei der Verpaarung von Papageien und Sittichen wollen wir schlichtweg erreichen, dass zwei Tiere glücklich miteinander werden.
Vergesellschaftung zur Schwarm-Integration
Eine Vergesellschaftung, die das Ziel hat, einen Vogel in den Schwarm zu integrieren, wird häufig als Vergesellschaftung bezeichnet. Das ist relevant, wenn du bereits mehr als einen Vogel daheim hast.
Die Zusammenführung als Vergesellschaftung
Der Oberbegriff ist also in jedem Fall die Vergesellschaftung. Da die Vorgehensweise gleich ist, werde ich in diesem Artikel hauptsächlich die Bezeichnung Vergesellschaftung verwenden, außer, wenn ich ausdrücklich auf eine Paarbeziehung hinweisen möchte.
Vergesellschaftung in mehreren Schritten
Je nachdem, wie du also in deiner Vogelhaltung aufgestellt bist, wirst du bei der Übernahme eines neuen Vogels eine von mehreren Vorgehensweisen zur Vergesellschaftung wählen:
Kurs Beziehung & Training
Der Beziehung & Training-Kurs ist der schnellste Weg, Grundgehorsam zu erlernen, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dir und deinen Vögeln aufzubauen und Probleme zu lösen.
Der Kurs ist in der Vogelschule-Mitgliedschaft (Divis) enthalten.
Verpaarung - die wichtigsten 5 Tipps
Du weißt, dass jeder Papagei und jeder Sittich einen artgleichen aber gegengeschlechtlichen Partnervogel benötigt. Dies ist schließlich in den Grundlagen der artgerechten und Tierschutzkonformen Haltung gemäß den Vorgaben des Bundesministeriums festgelegt. In der Theorie ist das auch kein Thema. Nur, wie setzt du eine Verpaarung am besten in der Praxis um? Hier sind die wichtigsten 5 Tipps für dich zusammengefasst.
1. Untersuchung des Alttiers
Zuerst solltest du deinen zu verpaarenden Papagei oder Sittich durch einen erfahrenen, vogelkundigen Tierarzt untersuchen lassen. Die Untersuchung sollte mindestens eine Geschlechtsbestimmung, Tests auf Pacheco, PMV, ABV, PBFD, Polyoma, ein Röntgenbild, Abstriche und Kotprobe auf Chlamydien (Psittacose) beinhalten.
Eine Verpaarung kann stressig sein und das Immunsystem beeinträchtigen. Deshalb sollten vorhandene Erkrankungen im Vorfeld erkannt und behandelt werden. Außerdem soll die Verbreitung von Erkrankungen und Krankheitsträgern zwischen Beständen unterbunden werden. Mehr Informationen zu Untersuchungen findest du in meinem Erste Hilfe Buch.
2. Suche nach einem Partnertier
Bitte nimm wenn möglich ein Abgabetier auf. Es gibt so viele davon, die dringend ein gutes Zuhause benötigen. Um Vermittlungen von Halter zu Halter zu unterstützen habe ich eine Facebook-Plattform errichtet. Informationen hierzu findest du hier. Alle Tiere auf dieser Plattform werden kostenlos, gegen Erstattung der Tierarztkosten der Übernahmeuntersuchung, vermittelt.
Auch in Foren, in sozialen Netzwerken und in diversen Kleinanzeigen kannst du Abgabetiere finden. Kleinere Papageienarten wie zum Beispiel Wellensittiche, Nymphensittiche und Agaporniden gibt es zudem oft im Tierheim.
Nur zusammen sind Papageien wirklich glücklich!
3. Untersuchung des Neuzugangs
Der neue Partnerpapagei oder -sittich sollte, wenn möglich noch bei den Vorbesitzern dieselben Untersuchungen durchlaufen wie dein Altvogel. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, solltest du zumindest eine strikte Quarantäne einhalten, bis die Untersuchungsergebnisse da sind.
Im Idealfall bringst du den Neuzugang hierzu bei Familie oder Freunden unter, die keine Papageien oder Sittiche haben. Manche Krankheitserreger sind enorm ansteckend, sodass eine effektive Quarantäne bei dir Zuhause schwierig durchzuführen ist.
4. Unterbringung
Die Käfiggröße für deine Papageien & Sittiche sollte mindestens den Anforderungen des Bundesministerium im oben genannten Gutachten entsprechen. Diese Mindestgrösse sollte auf keinen Fall unterschritten werden. Versuche ein Vogelzimmer einzurichten, wenn es dir möglich ist. Dort können deine Papageien oder Sittiche sich austoben. Dies reduziert Problemverhalten und ist gut für Körper und Seele. Mehr Details zu Käfigen findest du in meinem Artikel Die wichtigsten 8 Punkte für einen guten Sittich- & Papageien-Käfig
5. Zusammenführung
über die Zusammenführung von Papageien & Sittiche wird viel diskutiert. Ich bin der Ansicht, dass die Tiere am ehesten zueinander finden, wenn sie sich sicher fühlen. So haben die meisten meiner Tiere, die aus jahre- und zum Teil sogar jahrzehntelanger Einzelhaft stammten, sich zum ersten mal gegenseitig gefüttert oder gekrault, wahrend sie auf mir hockten.
Deswegen halte ich auch nichts davon, die Tiere zur Verpaarung abzugeben. Abgesehen von der enormen Gefahr, sich in Vermittlungsstationen Krankheiten einzufangen, ist das Ganze furchtbar stressig für die Tiere. Sie kommen in eine fremde Umgebung, mit fremden Menschen und fremden Artgenossen, sodass sie erst einmal ganz andere Sorgen haben als sich zu verlieben. Dementsprechend dauern Verpaarungsversuche in Vermittlungsstationen oft sehr lange.
Drei Faktoren sind bei einer Verpaarung kriegsentscheidend.
a. Neutrales Territorium
Die Tiere müssen auf einem neutralen Territorium zusammengeführt werden. Setzt man den Neuzugang einfach zum Alttier in den Käfig kann es bitterböse werden. Kämpfe und üble Verletzungen können die Folge sein. Ausserdem sind im Käfig die Fluchtmöglichkeiten sehr begrenzt, sodass die Tiere einander bei Unstimmigkeiten nicht gut ausweichen können.
b. Ausweichmöglichkeiten
Bis die Tiere sich aneinander gewöhnt haben benötigen sie viel Platz, um einander aus dem Weg gehen zu können. Falls kein Vogelzimmer vorhanden ist, sollten erste Verpaarungsversuche deshalb beim Freiflug im Wohnzimmer durchgeführt werden.
c. Stay cool, Baby
Oftmals sind die Besitzer so ängstlich, dass die Tiere sich verletzen könnten, dass sie den Verpaarungsprozess ernsthaft behindern. Zum einen überträgt sich ihre Nervosität auf die Tiere zum anderen können durch unangemessenes Eingreifen kleine Unstimmigkeiten der Tiere zu einem wahrhaftigen Aggressionsproblem verstärkt werden. Solange die Tiere nicht in Gefahr sind, sollten sie die Gelegenheit erhalten sich selbst auszusortieren. Also halte dich bei der Verpaarung bitte zurück und greife nur ein, wenn tatsächliche Verletzungsgefahr besteht.
Aber jetzt wünsche ich dir erstmal viel Erfolg bei der Verpaarung deiner Papageien & Sittiche. Bitte melde dich, falls du Hilfe benötigst.
Ziel: eine stressfreie Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen
Die Vergesellschaftung soll natürlich mit so wenig Stress wie möglich und ohne größere Probleme, wie Aggressionen, durchgeführt werden. Wie machst du das am Besten?
Vergesellschaftung: immer schön in Babyschritten
Die Antwort ist - wie eigentlich immer - in Babyschritten. Das heißt, wenn du dein neues Schwarmmitglied nach Hause bringst, wirfst du ihn nicht einfach in die Gruppe oder mit dem vorgesehenen Partner zusammen, sondern du gehst die Sache vorsichtig an.
Separate Käfige erschweren die Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen
Ich sehe immer wieder Empfehlungen, die beiden Tiere in zwei Papageienkäfigen nebeneinander zu stellen. Diese Vorgehensweise empfehle ich definitiv nicht, weil sie häufig schief geht. Ja, es kann gut gehen. Aber oft geht diese Vorgehensweise auch brutal daneben. Das ist dann so als ob die beiden Vögel sich durch die Käfiggitter hindurch anpöbeln.
Ist die Stimmung aufgeheizt, wird die Vergesellschaftung schwieriger
Wenn man sie dann endlich zusammen lässt, ist die Stimmung schon so aufgeheizt, dass die Vögel direkt aufeinander losgehen. Und das ist natürlich für eine harmonische & stressfreie Verpaarung oder Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen nicht gerade förderlich. Schlimmer noch, sie erschwert das Ganze.
Fehlversuche bei der Vergesellschaftung werfen dich weiter zurück als der Ausgangspunkt
Wenn die beiden Vögel nämlich schon einmal auf einander losgegangen sind fängst du anschließend bei deiner Verpaarung nicht mehr bei Null sondern im Minus-Bereich an. Einer, beide oder alle Vögel haben Angst voreinander. Einer oder mehrere Tiere haben erfahren, dass Angriff total lohnend sein kann.
Aggressionen lohnen sich!
Glückshormone werden freigesetzt. Aufgestaute negative Energie wird entladen. Es fühlt sich gut an. Es macht Spaß. Viele Vögel lieben Drama. Oder der Aggressor hat Aufmerksamkeit bekommt. Was auch immer um das aggressive Verhalten herum geschehen ist, es wurde ordentlich verstärkt. Und wird deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder gezeigt werden.
Damit machst du dir die Verpaarung und Vergesellschaftung von Papageien und Sittichen also unnötig schwer.
Trenngitter sind lebensgefährlich
Zum Thema Papageienkäfige noch ein Wort der Warnung. Abgesehen von der Pöbelproblematik, über die ich gerade geredet habe, sind einfache Trenngitter jeder Art wirklich gefährlich. Der eine Vogel hält sich mit seinen Füßen am Gitter fest. Das gibt dem anderen Vogel die Möglichkeit sich in dessen Fuß zu verbeißen.
Wegen des Gitters ist es für das Opfer wesentlich schwieriger unter Umständen auch unmöglich, sich dagegen zu wehren oder zu fliehen. Das verursacht wirklich ekelhafte Verletzungen. Verletzungen, die zu dauerhaften Behinderungen und sogar zum Tod führen, wenn der Vogel zum Beispiel an seiner Verletzung verblutet. Ich habe dazu in meinem Erste Hilfe Buch Informationen und Bilder, wenn du dich darüber genauer informieren möchtest.
Auch nach der Vergesellschaftung sind Trenngitter verboten
Aufgrund dieser enormen Verletzungsgefahr solltest du weder bei der Vergesellschaftung von Papageien und Sittichen noch in deiner normalen Haltung einfache Trenngitter jeglicher Art verwenden.
Ich betone jeglicher Art, weil ein normaler Käfig natürlich auch eine Art Trenngitter darstellt. Das betrifft also Situationen, in denen ein Vogel im Käfig ist und einer außerhalb. Ich denke da zum Beispiel an Fress- oder Schlafkäfige in Vogelzimmern. Supersaugefährlich.
Das kann lange Zeit gut gehen. Aber irgendwann kommst du nach Hause und findest einen deiner Vögel mit verletzter Zehe, ohne Zehe, ohne Fuß oder sogar tot vor. Wie so oft bei selbstverschuldeten Problemen redet kaum einer darüber. Deswegen meint man vielleicht, dass es kein Thema ist. Aber es passiert wirklich häufig. Bitte vermeide dieses Risiko also bitte.
Ideal: die kontrollierte Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen
Den geringsten Stress und den schnellsten, ungefährlichsten, wahrscheinlichsten Erfolg bei einer Vergesellschaftung von Papageien und Sittichen erreichst du, wenn du sie so kontrolliert wie möglich durchführst. Das heißt, zuerst einmal befinden sich die Vögel in getrennten Räumen. Gegenseitige Besuche finden entweder auf neutralem Boden oder im Zimmer des Neuankömmlings statt.
Eine Vergesellschaftung ist ein Annäherungstraining
Im Wesentlichen sind diese Besuche Annäherungstraining wie du es in meinem Beziehung & Training-Kurs im Detail lernst. Dabei gibt es zwei Komponenten: Die Distanz und die Dauer. Das heißt, du testest den Abstand aus, bei dem beide Tiere völlig entspannt sind. Wenn du mit deinen Tieren Clickertraining machst, kannst du das clicken und beide belohnen. Während du an der Verringerung der Distanz arbeitest, muss die Dauer zunächst so gering wie möglich sein.
Vergesellschaftungsbeispiel
Beispiel: Du hast ausgetestet, dass beide Tiere bei drei Meter Entfernung völlig entspannt sind. Die Übung ist dann wie folgt. Du bringst einen der Vögel auf drei Meter Entfernung zu dem anderen Vogel, klickst das, vergrößerst sofort wieder den Abstand und belohnst beide. Dabei hilft es natürlich wenn zumindest einer der Vögel zahm ist und ein bisschen Grundgehorsam hat.
Wenn nicht, kannst du den Vogel, mit dem du die Annäherung machst auf ein Stöckchen setzen, einen Rollwagen oder sogar in einem Transportkäfig annähern. Achte aber wirklich darauf, dass beide Vögel zu jedem Zeitpunkt völlig entspannt sind.
Abstand zentimeterweise verringern
Wenn drei Meter gut funktionieren, kannst du den Abstand um einen Zentimeter verringern. Gut funktionieren bedeutet, dass mindestens drei Mal hintereinander beide Vögel bei dem Abstand ganz entspannt waren.
Diesen Ablauf übst du so oft, bis der gewünschte Endabstand zwischen den Vögeln erreicht ist.
Dabei musst du stets darauf achten, dass du diese Besuche und Übungen superkurz hältst. Maximal zwei Minuten. Die Vögel sollten auf keinen Fall überfordert werden. Zwischen den Trainingseinheiten solltest du mindestens eine einstündige Pause einlegen.
Ziel der Vergesellschaftung: Nähe und Dauer
So arbeitest du dich nach und nach vor, bis die Vögel sogar in unmittelbarer Nähe ganz entspannt sind. Wenn du das geschafft hast, arbeitest du daran, die Dauer der Annäherung zu erhöhen. Also statt sofort click und weg, verzögerst du den Click um den Bruchteil einer Sekunde. Dann um zwei Bruchteile einer Sekunde usw.
Die Vergesellschaftung muss randomisiert werden
Zum Schluss hast du dann die Situation geschaffen, in der beide Vögel auch längere Zeit friedlich miteinander verbringen können. Das ist die halbe Miete.
Wenn das gut klappt, kannst du das in anderen Räumen üben. Die Vögel - unter Aufsicht - auch länger zusammen lassen. Achte aber immer darauf, dass du die Übung beendest, bevor es zu Streit kommt. Also lieber zu früh statt zu spät aufhören.
Wenn die Vögel immer und überall friedlich miteinander umgehen, kannst du sie für kurze Zeit in ihrem neuen Zuhause - Voliere oder Vogelzimmer - zusammensetzen. Auch hier erhöhst du die Dauer stückchenweise unter Aufsicht.
Die Vergesellschaftung von Papageien und Sittichen ist nicht schwer
Ich weiß das hört sich jetzt vielleicht sehr mühsam und kompliziert an. Ist es aber gar nicht. Das wirkt jetzt so weil ich dir jedes Detail ganz genau erklärt habe, damit du es umsetzen kannst. In der Realität, kann die Vergesellschaftung von Papageien und Sittichen ganz schnell gehen. Ich habe schon Vergesellschaftungen nach jahrzehntelanger Einzelhaltung innerhalb einer halben Stunde gesehen. Das kann passieren, wenn du bei der Vergesellschaftung alles richtig machst.
Manche Vergesellschaftungen dauern Monate
Wenn du Papageien und Sittiche aus langjähriger Einzelhaltung hast, die Handaufzuchten sind, die noch nie einen anderen Papagei gesehen haben, oder die schon schlechte Erfahrung gemacht haben, kann eine Vergesellschaftung auch viele Monate dauern. Da musst du dann Geduld haben und dran bleiben.
Eine Vergesellschaftung durchzuführen ist nicht schwer. Wenn sie scheitert, dann liegt es eigentlich immer am Halter. Er hat nicht genug Geduld aufgebracht hat, wollte zu schnell zu viel erreichen. Oft hat der Halter auch überreagiert. Dadurch wurde - unabsichtlich natürlich - jegliches aggressive Verhalten verstärkt. Ungeduld und Helikoptermama-Verhalten ist eine wirklich ungünstige Kombination für die Vergesellschaftung von Papageien und Sittichen.
Die Vergesellschaftung von Gruppen
Vergesellschaftung: Wenn du eine Gruppe von Vögeln hast, dann führst du das Prozedere der Vergesellschaftung mit allen Beteiligten nacheinander durch. Dadurch kennen sich die Vögel bereits und kommen miteinander klar, bevor du sie zusammensetzt.
Fragen zur Vergesellschaftung:
Karola schrieb:
„Mich würde gerade das Thema Verpaarung von „älteren“ (10 Jahre) Papageien und wann schreite ich ein und was klären die Vögel unter sich interessieren.“
Antwort: Zehn Jahre ist kein Alter für Papageien. Die Durchführung der Vergesellschaftung ist genau gleich, wie oben beschrieben. Es ist völlig altersunabhängig.
Wenn du die Vergesellschaftung richtig durchführst, stellt sich deine zweite Frage gar nicht. Denn dann kommst es bei der Vergesellschaftung gar nicht erst zu Aggressionen. Du musst also auch nicht eingreifen.
Und wenn doch etwas schief geht bei der Vergesellschaftung?
Falls wirklich mal etwas bei der Vergesellschaftung schief gehen sollte und deine Vergesellschaftung sich verselbstständigt hat, zum Beispiel weil du abgelenkt warst, ist das Wichtigste „cool“ zu bleiben. Die meisten Halter, greifen eher zu früh als zu spät ein. Dadurch verstärken sie das aggressive Verhalten, was kontraproduktiv ist und die gesamte Vergesellschaftung erschwert.
Die Notlösung bei Aggressionen
Falls es zu Aggressionen bei der Vergesellschaftung kommen sollte, musst du die Situation ganz genau beobachten. Tu dabei so als ob du die Tiere gar nicht beachtest. Vermeide unbedingt, die Aggressionen durch dein Verhalten auch noch zu belohnen. Also erst einmal cool bleiben. Es sieht oft dramatischer aus, als es ist. Ein Hieb ins Federkleid ist auch nicht weiter schlimm.
Welche Aggressionen bei der Vergesellschaftung müssen unterbrochen werden?
Dramatisch wird es, wenn die Tiere sich verknäueln. Das ist dann so, dass der eine Vogel, den anderen mit dem Fuß festhält, während er ihn traktiert. Der unterlegene Vogel hat dann keine Chance zu fliehen. Das kann richtig gefährlich werde.
In dem Fall musst du unbedingt sofort einschreiten. Mein Mittel der Wahl ist, ein Glas Wasser über die Tiere zu kippen. Das bringt mehr als einzugreifen, selbst gebissen zu werden und die Stimmung mit deinem Drama noch zusätzlich anzuheizen. Ein bisschen Wasser über die Vögel gekippt, erschreckt sie in der Regel genug, dass sie von einander ablassen und du sie gefahrlos trennen kannst.
Wasser ist keine Erziehungsmaßnahme
Ich möchte allerdings unbedingt betonen, dass Wasser keine Erziehungsmaßnahme oder sogar Standardprogramm ist. Es ist eine Notlösung, die du bitte nur dann anwendest, wenn ernsthaft die Gefahr besteht, dass einer der Vögel zu schaden kommt.
Eine korrekt durchgeführte Vergesellschaftung schließt Aggressionen aus
ABER - in aller Deutlichkeit - wenn du eine Vergesellschaftung richtig durchführst, dann sollte so eine Situation niemals entstehen.
Du arbeitest bei einer richtig durchgeführten Vergesellschaftung immer im entspannten positiven Bereich mit den Vögeln, sodass keiner überfordert wird und die Stimmung gar nicht erst kippen kann.
Denk dran: Immer den Wohlfühlabstand einhalten und in kleinsten, ein Zentimeter Babyschritten verringern, bei ganz kurzer Dauer. Erst im zweiten Schritt, wenn die beiden Vögel mit der gegenseitigen Nähe gut klar kommen, arbeitest du daran, die Dauer zu erhöhen.
Clickertraining hilft bei der Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen
Lisa schrieb: Wie kann Interesse zwischen vergesellschafteten Vögeln geweckt werden? Von der Ignoranz zur direkten Auseinandersetzung (im positiven Sinne)? Dass ältere Papageien wieder etwas miteinander anfangen können.
Antwort: Ja. Das ist gar nicht mal so schwer. Schon tausende Male gemacht. Das schaffst du, indem du jegliches positives Verhalten zueinander verstärkst. Das kannst du opportunistisch machen. Du beobachtest die Vögel im täglichen Leben und erwischst sie, wenn sie freundlich miteinander umgehen oder gar aufeinander zugehen. Das belohnst du.
Kurs Beziehung & Training
Der Beziehung & Training-Kurs ist der schnellste Weg, Grundgehorsam zu erlernen, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dir und deinen Vögeln aufzubauen und Probleme zu lösen.
Der Kurs ist in der Vogelschule-Mitgliedschaft (Divis) enthalten.
Gezielter funktioniert eine Vergesellschaftung mit Training
Aber, du kannst auch durch Training diese gegenseitige Annäherung ganz gezielt üben und ausbauen. Darüberhinaus kann die Freundschaft auch durch gemeinsame Tätigkeiten aufgebaut werden.
Frage: Dann hatte ich noch eine Frage, ob man die Tiere zur Verpaarung nicht besser in eine Verpaarungsstation gibt.
Antwort: Ganz klare Antwort dazu aus gesundheitlichen Erwägungen ist „nein“. Bitte lies dazu meinen Artikel: Sittich oder Papagei kaufen – So machst du es richtig!
Aber auch beziehungstechnisch macht es keinen Sinn. Eine Vergesellschaftung verläuft am einfachsten, wenn die Tiere sich wohl und entspannt fühlen. Wenn du also einen bislang einzeln gehaltenen Vogel in so eine Verpaarungsgruppe gibst, dann ist dein Vogel alles aber sicherlich nicht entspannt.
Die Vögel einfach sich selbst zu überlassen, dass kriegst du Zuhause auch hin, aber ohne die gesundheitlichen Gefahren. Und wie du jetzt weißt, halte ich das ohnehin nicht für die beste Vorgehensweise.
Der Halter kann einen positiven, aktiven Beitrag zur Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen leisten
Ein anderer Tipp den ich öfters höre ist, dass der Halter sich bei der Vergesellschaftung völlig zurücknehmen soll. Auch das kann ich aus der Praxis überhaupt nicht bestätigen. Wenn dein Vogel sehr auf dich bezogen ist, musst du dich nicht zurücknehmen.
In der Praxis habe ich es unzählige Male erlebt, sowohl bei mir persönlich als auch bei meinen Kunden, dass neu verpaarte Vögel sich auf dem Halter sitzend näher gekommen sind. Sie haben sich zum Beispiel auf dem Halter sitzend zum ersten Mal gegenseitig gefüttert. Einfach weil sie sich dort sicher und entspannt fühlten.
Etwas anders ist es, wenn die Tiere Angst vor dem Menschen haben. Dann musst du dich natürlich zurücknehmen. Es geht darum ein Umfeld für die Vergesellschaftung von Papageien & Sittichen zu schaffen, in dem die Vögel sich wohl und sicher fühlen. Und auch die Durchführung muss so gestaltet sein, dass sie immer im positiven Bereich verläuft.
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